ERKLÄRUNG
Das europäische Netzwerk TAMPEP unterstützt die Forderungen von Sexarbeiter*innen nach Gleichbehandlung mit anderen Berufen bei der Ausübung ihrer Dienstleistungen in ganz Europa. Eine demokratische Gesellschaft steht für Gleich-behandlung in Bezug auf berufliche Regelungen bei der Bekämpfung der Pandemie. Es ist inakzeptabel, dass die Ausübung einer Dienstleistung untersagt ist, während die Ausübung vergleichbarer Dienst-leistungen erlaubt ist. Es bestehen keine validen Argumente dafür, warum dieser Beruf zu gesteigerten Infektionszahlen beitragen würde. Es bestehen auch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, die dies belegen. Daher ist diese Annahme nicht haltbar.
- Sexarbeiter*innen dürfen seit einem Jahr nicht mehr arbeiten. Ihre Arbeitsplätze sind geschlossen.
- Lokalen Behörden neigen dazu, Sexarbei-ter*innen zu verfolgen, statt sie in diesen herausfordernden Zeiten zu unterstützen. Das muss aufhören. Behörden müssen ihre Strategie dahingehend überdenken, Unterstützungsmaßnahmen zu bieten.
- In den Medien werden Sexarbeiter*innen meist als sogenannte Super-Spreader dargestellt, obwohl es keine Belege dafür gibt. Diese Berichtser-stattungen schaden Sexarbeiterinnen zusätzlich.
Die Schließung bzw. Unzugänglichkeit von Arbeitsplätzen und der fehlende Zugang zu Sicherheitsnetzwerken führen zu drastischen Einkommensverlusten von Sexarbeiter*innen. Diese Not setzt Sexarbeiter*innen zusätzlich unter Druck und drängt sie zu einer erhöhten Risikobereitschaft im Rahmen ihrer Tätigkeit. Dies wiederum macht sie anfälliger, Opfer von Gewalt zu werden.
Sexarbeitsverbot, der Mangel an staatlichen Unterstützungsleistungen sowie das Fehlen der Aussicht auf eine Verbes-serung der Situation führt dazu, dass Sexarbeiter-*innen zunehmen marginalisiert und Gefahren ausgesetzt werden. Gewalt gegen Sexarbeiter-*innen wird dadurch begünstigt, während die Sicherheit am Arbeitsplatz praktisch ausfällt. Dies kann weder im Interesse der Sexarbeiter*innen, noch im Interesse des Gesundheitssystems sein.
Die Entscheidung, Sexarbeiter*innen von Locke-rungen in Bezug auf körpernahe Dienstleistungen auszuschließen führt in Kombination mit Einkommensausfällen und Perspektivlosigkeit unweigerlich zu einem erhöhten Risikoverhalten. Da die Ausübung von Sexarbeit derzeit verboten ist, werden Sexarbeiter*innen für Behörden unsichtbar, was sich negativ auf ihre Gesundheit und Sicherheit auswirkt.
TAMPEP solidarisiert sich mit der Bewegung von Sexarbeiter*innen im Kampf für gleiche Arbeits- und Menschenrechte.
Wir fordern die Regierungen dazu auf, die soziale und ökonomische Ungleichbehandlung dieser Berufsgruppe aufzuheben und Sexarbeiter*innen als Expert*innen im Bereich der Entwicklung und Umsetzung der Pandemiebekämpfungsmaßnahmen einzubeziehen, um die Minimierung des Infektionsrisikos unter Sexarbeiter*innen zu gewährleisten.
Erklärung im PDF